Persönlich!
Bundespräsident Christian Wulff
Spreeweg 1
10557 Berlin
Betrifft: Die zwangsgetrennte Familie Siala wartet immer noch.
Herr Bundespräsident!
Viermal habe ich Ihnen geschrieben und um Ihren Einsatz für die Wiederzusammenführung der mit Ihrer Duldung als Ministerpräsident Niedersachsens vor sieben Jahren zwangsgetrennten Familie Siala/Salame gebeten. Einer Antwort wurde ich nicht gewürdigt . Auch die Appelle ungezählter Menschen aus dem In- und Ausland für die Sialas haben Sie ignoriert. Minister Schünemanns Ruf als gnadenloser Ausländerfeind ist Ihnen bekannt. Sie ließen ihn gewähren. Ich habe vorgestern Ihr Interview in eigener Sache gehört. Sie haben bei uns, den Bürgern, um Verständnis nachgesucht und den Schutz für Ihre Familie hervorgehoben. Die Botschaft ist bei vielen angekommen, auch ein Stück bei mir. Aber die Sialas, ja die Sialas haben Sie längst vergessen. Eine Kindheit ist jedoch schnell vergangen. Das musste ich bei meiner Arbeit immer wieder erkennen. Für vier Kinder die Kindheit und eine Ehe haben sie durch Ihre Duldung der siebenjährigen Zwangstrennung der Sialas zerstört. Das ist alles viel schlimmer als Ihre Finanzaffäre und ein angekratzter Ruf. Dieses ist sozusagen meine letzte Anmahnung an Sie. Müssen wir dass Problem wirklich nach Straßburg vor den Gerichtshof für Menschenrechte schleppen? Das dauert wohl noch mal ein Jahr oder länger. Haben Sie nicht erst kürzlich bei Ihrem Kinderfest angemahnt, „Kinder ernst zunehmen!“. Sind das alles nur hohle Sprüche? Müssen Kinder bei uns sieben Jahre auf ein bisschen Gnade warten? Tun Sie etwas. Nachhaltig! Sie können es immer noch. Und mögen Sie die Bestrafung von ausländischen Kindern für vermeintliche Sünden ihrer Eltern bzw. Großeltern in Zukunft als das große Unrecht erkennen, das es in Wahrheit ist! Urteilen Sie mit der gleichen Nachsicht, die Sie sich von uns für sich selbst erwarten. Ihre Entgegnung auf einen Appell um Nachsicht für die Sialas, von der damaligen Bischöfin Margot Käßmann an den Herrn Ministerpräsidenten von Niedersachsen habe ich eben noch einmal gelesen. Erschreckend! Wie wollen Sie so etwas Ihren Kindern verständlich machen? Leider werden Sie auch diesen Brief, wie seine Vorläufer wohl kaum je zu sehen bekommen. Nebenbei, an die Dame oder den Herrn, der ihn vielleicht i.V. liest,- auch dieses System ist verbesserungsbedürftig. Bürger, die sich einsetzen, schreiben nicht gerne in den Wind. Mit guten Wünschen für 2012.
Rainer Kruse
(ehem. 25 Jahre Koordinator der Südasienarbeit von BROT FÜR DIE WELT, jetzt im Ruhestand)
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